
Raus aus der Opferrolle
Dass der Begriff «Verantwortung» die «Antwort» bereits enthält, kommt nicht von ungefähr. Nun, es mag leichter und bequemer sein, die Verantwortung abzuwälzen und die Schuld eigener Probleme auf andere oder äussere Umstände zu schieben. Gewiss ist es viel leichter, die Kontrolle über sein Leben aus der Hand zu geben und im Selbstmitleid zu versinken – jedoch kommen wir in dieser Opfer-Mentalität nicht in die Handlung. So kommen wir nicht dahin, unser Leben selbstbestimmt und frei zu gestalten, geschweige denn gesetzte Ziele zu erreichen. Auch wird gerne das Schicksal als Entschuldigung missbraucht, wenn es darum geht, sich vor dem Reflektieren zu drücken.
4 Schritte in die Selbstverantwortung mit GFK
Mit der Gewaltfreien Kommunikation lernen wir mehr und mehr aus der Opferrolle herauszufinden und in die Selbstverantwortung zu gehen. Solche Sätze wie «Ich kann nichts dafür» und «Ich hatte von Anfang an keine andere Wahl» werden wir ablegen. Wir übernehmen von nun an die Verantwortung und die Konsequenzen für all unser Tun, sowie auch für unsere Unterlassungen. Aufgelistet kann das für das Einkommen, das Körpergewicht, den Gesundheitszustand und unsere Beziehungen folgendes bedeuten:
Indem wir eine neutrale Beobachtung formulieren (Schritt 1), trennen wir die Tatsachen von unserer eigenen Interpretation. Das ist wichtig, denn mit Hilfe unseres Denkkonstrukts erschaffen wir uns die Gefühle und Emotionen selbst (Schritt 2). Es ist also niemand anderes an unseren Gefühlen schuld! Vielmehr weist eben jeder Gemütszustand darauf hin, wie befriedigt oder unbefriedigt unsere Bedürfnisse sind. Sie sind Zustandsanzeiger, unsere Gefühle und Bedürfnisse, und nehmen – bewusst oder unbewusst – grossen Einfluss auf unsere Handlungen. Mit ihnen schaffen wir uns unsere Lebensumstände. Das Leben bedürfnisorientiert auszurichten (Schritt 3), bedeutet, sich dafür einzusetzen: zu tun, was man gernhat, zu wissen, was einem guttut und einen hilfreichen Ausgleich für belastungsschwere Zeiten zu finden. Bedeutet, immer mehr auch das eigene Wohlbefinden an die erste Stelle zu setzen. Um sich schlussendlich die Kompetenz anzueignen, die eigenen Ansprüche über eine Bitte auch deutlich zu benennen (Schritt 4).
Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit; das ist der Grund, weshalb die meisten Menschen sich vor ihr fürchten.
Mehr Energie für die Lebensgestaltung
Während des Zeitpunktes, an dem wir uns entscheiden, die Selbstverantwortung zu übernehmen, setzt sich Energie frei für die Gestaltung eines neuen Lebensgefühls. Energie, die wir zuvor für Schuldzuweisungen und Ohnmacht verschwendet hatten. Hilfreich ist auch, auf das Wort «man» in der Sprache zu verzichten und aus der Ich-Perspektive heraus zu sprechen. Denn je unpersönlicher der Ausdruck, desto weniger Verantwortung steckt dahinter.