29. Februar 2024 SeminarCoaching

Innere Blockaden erkennen und lösen – so geht‘s (Teil 2)

Dies ist der 2. Teil der 4-teiligen Serie über Grundüberzeugungen, die dich blockieren. Diese sogenannten Wurzelwölfe schränken dich in deiner Entfaltung ein und verhindern, dass du dein wahres Ich leben kannst. In dieser Folge erkläre ich dir, woher diese Glaubenssätze kommen.

Wurzelwölfe entspringen der Prägung und Erziehung, entwickeln sich also an der Wurzel des menschlichen Lebensweges. Sie entstehen in früher Kindheit, weil in diesem Entwicklungsstadium Kinder von den Autoritätspersonen nahezu alles auf- und annehmen. Das schliesst Erklärungen und Deutungen zu allem ein, was Kinder hören und sehen. Auf diese Art und Weise erfahren sie ihre Umwelt, nehmen die Informationen ungefiltert auf und auch die jeweilige Atmosphäre, in der sie sich befinden – unabhängig davon, ob diese wohlwollend-liebevoll oder überfordernd-belastend oder aber ablehnend ist.

Als Kind hat man noch keine Möglichkeit, Aussagen zu hinterfragen oder sich abzugrenzen. Das Kind bezieht alles auf sich selbst. Die Erwartungen, die seine engsten Bezugspersonen an es richten, wie: «Sei brav und still!» oder: «Streng dich an, dann hab‘ ich dich lieb», prägen das, woran Menschen später fest glauben.

Wie der Grundstein deiner Überzeugungen gelegt wird

In der Regel erwachsen Wurzelwölfe aus emotional schwierigen und belastenden Erfahrungen der ersten Lebensjahre. In diesen Jahren nehmen Heranwachsende alles um sie herum Dargebotene in sich auf, inklusive der Gerüche, Geräusche, Bilder und der dazugehörigen Atmosphäre. So werden die ersten Einblicke in Menschen und deren Umgang mit sich und untereinander gewonnen.

Die hier erlebten Botschaften, verbal wie nonverbal, bilden den Grundstein für deine ganz persönlichen Überzeugungen, die oft ein Leben lang aufrechterhalten werden: also die Wurzelwölfe. Jeder kennt solche Überzeugungen, die er von anderen, von der Gesellschaft und ihrer Kultur aufgenommen, übernommen oder abgeleitet hat.

Bereits im Mutterleib wird das ungeborene Kind emotional geprägt, lange bevor es Erlebtes in Worte fassen kann. Dies bleibt ein Leben lang im emotionalen Gedächtnis, wenn auch unbewusst, unreflektiert. Zwar sind solche Prägungen diffus und lassen sich kaum mit Worten beschreiben, aber sie lassen sich im Körper gefühlsmässig erleben. In den ersten sechs Lebensjahren entwickelt sich die Hirnstruktur und in den ersten zwei Jahren nimmt das Kind alles in sich auf, was es hört (auch Ton- und Stimmlage), fühlt (körperlich und energetisch) und sieht. Daraus erschliesst das Kind, ob es sich willkommen fühlen kann oder nicht.

Bereits in dieser frühen Lebensphase entwickeln sich an den Wurzeln, dem Fundament der jeweiligen Persönlichkeit, die individuellen Wurzelwölfe, die in der Folge entscheidend über die eigene Identität mitbefinden. Und die ursprünglich, vielleicht gar irrtümlich wahrgenommene Fremdablehnung wird zur Selbstablehnung.

Beispiele für häufige Wurzelwölfe und ihren Ursprung

Der Wurzelwolf «Ich bin nicht liebenswert» steht Pate, wenn Eltern zum Beispiel ein Geschwisterkind bevorzugen oder ein spezieller Betreuungswunsch unerwidert bleibt. Aus der Beobachtung, wonach die Eltern das Geschwisterkind (vermeintlich) bevorzugen, resultiert die Fremdablehnung gegenüber den Eltern oder dem Geschwisterkind, die wiederum in Selbstablehnung umschlägt und den eigenen Liebenswert in Frage stellt. Diese Selbstwahrnehmung wird dann womöglich generalisiert: «An mir ist etwas falsch.»

Auf dieser Grundlage können sich weitere, verallgemeinernde Wurzelwölfe bilden, wie zum Beispiel: «Mich will keiner» oder: «Ich bin nicht wichtig.» Nicht selten bestätigen sich diese ausdauernden Fellnasen permanent und untermauern sich auch gegenseitig im Alltag. Wurzelwölfe gesellen sich also zueinander und treten meist in Rudeln auf.

Kleinkinder, die schreiend in ihrem Bettchen alleingelassen werden, formen unbewusst die Botschaft: «Ich bin es nicht wert, dass man sich um mich kümmert.» Und bei weiterhin erfolglosem, völlig erschöpfendem Rufen und Strampeln nach Zuwendung gesellt sich schliesslich ein Wurzelwolf zu ihnen, so wie es viele Menschen auch im Erwachsensein dann oft erleben können, wenn alle Bemühungen sich nicht in Erfolge verwandeln wollen. Dieser Wurzelwolf vermittelt: «Ich schaffe es nie, egal wie sehr ich mich anstrenge.»

Ebenso führen Kommentare sowie positive und negative Kritiken zur Bildung von Wurzelwölfen. Du erfährst sie von deinen Mitmenschen: Geschwistern, Mitschülerinnen und Mitschülern, Lehrkräften oder sonstigen Bezugspersonen. Auch Aussagen in den Medien und eigene Beobachtungen tun ein Übriges. Alles das wird abgespeichert und bei ähnlichen Situationen wieder hervorgeholt, um die Bewertung der jeweiligen Situation zu erleichtern.

Zugleich aber festigen sich hier und da einige Ängste und Wurzelwölfe. Sie können durch interne Handlungsbefehle zu Mustern werden, die dich bremsen: «Wenn ich bescheiden bin, haben sie mich lieb», oder: «Wenn ich unsichtbar bin, ist es sicher.» Aussagen von Bezugspersonen wie: «Das ist unser kleines Dummerchen» prägen, wenn sie von Demütigung und Scham begleitet sind, den Wurzelwolf: «Ich bin dumm und unnütz» oder: «Mich kann man zu nichts gebrauchen.» Frühkindliche Erfahrungen sind fest im Unterbewusstsein verankert und wenn sie unbearbeitet bleiben, begleiten sie dich lebenslang.

Die Zeit, die wir mit der liebevollen Wiederentdeckung unseres Selbst verbringen, ist wohl die wichtigste überhaupt.

Uschi Kellenberger

Das passiert, wenn Kinder kein Urvertrauen entwickeln

Kinder, die mit Abhängigen oder psychisch Kranken aufwachsen, lernen früh, ihre Erregungen zu beeinflussen und somit auch wahre Gefühle zu verbergen. Das ist notwendig, um sich der Bezugsperson oder Familie anzupassen und um möglichst viele eigene Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Damit das gelingt, übernehmen sie die Gedanken, Gefühle und Wurzelwölfe ihrer Bezugspersonen.

Wer wenige oder gar keine guten Erinnerungen an die Kindheit hat, dessen Selbstwertgefühl steht oft auch als Erwachsener auf wackeligen Beinen, weil das Urvertrauen durch misslungene Verlässlichkeit zu den Bezugspersonen verletzt oder gar nicht erst gebildet werden konnte. Hier überwiegt derjenige Teil des inneren Selbst, der eher misstrauisch auf das Leben blickt und mit seinen Überzeugungen dafür sorgt, dass das Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen meist als anstrengend und mühsam empfunden werden.

Auch Stress, Depressionen, Panikattacken, fehlende Lebensfreude, Instabilität und Zukunftsangst gehen auf das Konto des Urmisstrauens. Durch überforderte, gestresste, kranke, süchtige oder sehr viel arbeitende Bezugspersonen entstehen Wurzelwölfe wie: «Ich komme zu kurz» oder: «Ich bin nicht wichtig.» Bei Bezugspersonen, die hohe Ansprüche haben und bei denen alles streng reglementiert ist, kommt es zu Sätzen wie: «Ich muss mich den anderen anpassen» oder: «Ich genüge nicht.»

Ein Kind ist nicht aus eigener Kraft in der Lage, mit dieser Situation zurechtzukommen. Es bleibt ihm nur die Möglichkeit, seine Bezugspersonen zu lieben und den Grund der Ablehnung bei sich selbst zu suchen. Es denkt: «Es liegt an mir.» Oder: «So, wie ich bin, bin ich nicht richtig», da es die Situation weder verändern noch das Elternhaus verlassen kann. Damit passt es sich an, um weiterhin Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu erleben. Schuld, Scham und Kleinheitsdenken festigen sich. Die Entstehung des Selbstwertes und des Urvertrauens ist somit sabotiert worden.

Durch unerfüllte Bedürfnisse entstehen Überzeugungen, die dich blockieren

Ein weiterer, ebenfalls wichtiger Faktor bei der Entstehung der Wurzelwölfe ist, dass die grundlegenden Bedürfnisse in den ersten Lebensjahren eventuell nicht ausreichend genährt wurden. Menschen, deren Bedürfnisse befriedigt sind, fühlen sich entspannt und glücklich, zufrieden und sicher. Kinder sind darauf angewiesen, dass ihre fundamentalen Bedürfnisse von den Bezugspersonen permanent gestillt werden – und darauf, dass vorausschauend verhindert wird, dass bei diesen Bedürfnissen überhaupt eine Mangelsituation entsteht.

Denn die Folge von unbefriedigten Bedürfnissen sind Emotionen wie Angst, Wut, Hilflosigkeit, Trauer, Ekel und Ohnmacht. Demgegenüber stehen elementare Bedürfnisse wie Sicherheit, Unversehrtheit, Schutz, Geborgenheit, körperliche Nähe, Empathie, Verständnis, Liebe, Fürsorge, Willkommensein, Anerkennung, Autonomie, Seelenwohl, Verbindung. Diese elementaren Bedürfnisse kann man auch als Wurzelbedürfnisse bezeichnen. Werden sie verletzt, vernächlässigt oder gar nicht erfüllt, führt das zu vielen hinderlichen Überzeugungen über dich selbst, über die anderen und das Leben ganz allgemein.

Die auf lange Dauer ungestillt gebliebenen Wurzelbedürfnisse begünstigen also das Entstehen der Wurzelwölfe. Und es wurde ja bereits geschildert, wie massgeblich diese zu den alltäglichen Problemen des Lebens beitragen.

Wurzelwölfe können auch vererbt werden. Zum Teil sind sie über Generationen tief im Familienbaum verankert und werden ungefiltert weitergegeben. Da Kinder automatisch die Überzeugungen ihrer Eltern und Grosseltern übernehmen, werden die «ungelösten» Wurzelwölfe an sie weitergegeben. Das kann sich beim Kind mit Symptomen wie Schlafstörungen, Schulproblemen, Bettnässen oder Schmerzen im Bauch oder Kopf zeigen. Einiges davon mag dann schulmedizinisch gar nicht oder nur bedingt erklärbar sein.

Wie empathisch die Umgebung ist, bestimmt den Lebensweg eines Menschen

Viele Mütter bekennen, wie schlimm es für sie ist, wenn sie es nicht schaffen, im Konflikt Ruhe zu bewahren und ihr Kind nicht anzuschreien. Bezugspersonen oder Eltern, die keine reflektierte, empathische Atmosphäre für ihre Kinder schaffen, sind noch ihren eigenen Wurzelwölfen verhaftet und handeln unbewusst und unreflektiert aus eigenem Schmerz heraus. Aus meiner langjährigen Praxis weiss ich, wie sehr Eltern unter der Überforderung und dem Misslingen einer empathischen Verbindung zu den eigenen Kindern leiden.

Die Empathiefähigkeit der Bezugsperson ist also ein äusserst wichtiges Kriterium. Es bestimmt den Lebensweg eines Menschen massgeblich und prägt bis zu 80 Prozent unseres Denkens und Handelns. Menschen, die in einer herzlichen, liebevollen Umgebung aufgewachsen sind, haben als Erwachsene eine Lebensgrundstimmung, die vom Urvertrauen geprägt ist.

Auf dieser Basis bildet sich ein innerer Teil des Selbst, der vertrauensvoll und zuversichtlich auf die Welt und die Mitmenschen blickt. Entsprechend leichtfüssig gestaltet sich der Lebensweg eines solchen Menschen. So gut wie alles gelingt. Lebensfreude, Leichtigkeit, Zufriedenheit und Gelassenheit haben die Oberhand. Auf die Kraftquelle des Urvertrauens kann dieser Mensch auch in schwieriger Lebenslage zurückgreifen. Es ist eine Art natürlicher Resilienz.

Möchtest du dich näher mit dem Thema beschäftigen? Dann empfehle ich dir mein Buch „Konfliktklärung durch empathische Wurzelwolf®-Konfrontation“, das du hier im Shop kaufen kannst.

Einen nachhalten, wertschätzenden und liebevollen Umgang mit deinen Wurzelwölfen lehre ich in meinen Seminaren!

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