09. Juni 2022 SeminarCoachingPodcast

Destruktive Kommunikation in Beziehungen

Eine destruktive Kommunikation kann sich in vielen Facetten zeigen: schweigen, angreifen, Türen knallen, zynisch werden, sich dumm stellen, in die Opferrolle fallen, befehlen, mahnen, kritisieren, beschuldigen, beschämen, analysieren, weinen, drohen usw. Dadurch wird das Fundament für einen destruktiven Diskussionsverlauf gelegt und das Gegenüber wird in die Defensive getrieben.

Wenn du mit destruktiver Kommunikation konfrontiert wirst, kann das dazu führen, dass du dich verteidigst, dich rechtfertigst und ins Argumentieren verfällst, anstatt zuzuhören oder offen zu sein. Je nachdem wie argumentierfreudig ihr seid, kann das Zuhören sehr ermüdend werden. Entweder gibt dann eine Partei auf, aus Erschöpfung, Hilflosigkeit oder Überdruss und das Thema kommt ganz zum Erliegen oder es führt in die Eskalation.

Die Schönheit in einem Menschen zu sehen ist dann am nötigsten, wenn er auf eine Weise kommuniziert, die es am schwierigsten macht, sie zu sehen.

(Marshall B. Rosenberg)

Besonders gefährlich ist eine destruktive Kommunikation, wenn akute Probleme im Raum stehen oder unter Stress diskutiert wird. Langfristig sind diese destruktiven Kommunikationsmuster Gift im menschlichen Miteinander. Ein Gesprächspartner baut eine Mauer um sich herum, grenzt sich ab und zeigt seinem Gegenüber, dass es nicht mehr willkommen ist.

Eisiges Klima und grosses Schweigen

Nach der Errichtung einer Kommunikationsmauer herrscht eine unbehagliche Ruhe. Das Emotionsklima ist eisig, das Gegenüber reagiert mit Enttäuschung oder Missmut und macht ebenfalls die Schotten dicht. Die Distanzierung vom Gegenüber erfolgt oft nicht bewusst. In manchen Beziehungen passiert es gänzlich unbeabsichtigt und die Beteiligten nehmen es erst wahr, wenn sie an ihre selbst erschaffenen Grenzen stossen.
In einem eisigen Emotionsklima kann die Atmosphäre von einer allgemeinen Stimmung der Distanzierung, Zurückhaltung oder Gleichgültigkeit geprägt sein. Du gehst nicht auf den anderen zu, bist verunsichert und willst ja auch nicht abgewiesen werden.
In so einer Atmosphäre leiden alle Beteiligten, da es schwierig ist, Vertrauen aufzubauen, sich zu öffnen oder Verletzlichkeit zu zeigen. Vielfach werden die Gespräche unter Anspannung geführt oder sind oberflächlich und belanglos, und es kann schwer sein, Bedürfnisse oder Gefühle auszudrücken.
Häufig wird die «Strategie» verfolgt, strittige Themen überhaupt nicht mehr anzusprechen. Dies führt jedoch nicht zu mehr Harmonie oder Verbundenheit, sondern meist direkt in ein grosses Schweigen, ohne willentlich zu blocken. Vielen von uns wurde es so vorgelebt. Die Folge ist, dass die Beteiligten hinter den errichteten Mauern langsam eingehen, bis sie eines Tages bemerken, dass sie ihre Liebe totgeschwiegen haben oder der einstige Traumjob zur täglichen Belastung wird.


Gut zu wissen: Wenn du ein eisiges Emotionsklima erlebst, liegt es nicht daran, dass Menschen dir schaden wollen, sondern es ist eher Ausdruck mangelnder sozialer Kompetenz in zwischenmenschlichen Dynamiken.

Welche Folgen hat destruktive Kommunikation für Beziehungen?

Kommunikationsmauern wie Schweigen oder verbale Angriffe sind Barrieren, die die effektive zwischenmenschliche Kommunikation erschweren oder ganz verhindern können. Sie haben für die Beziehung unter Umständen weitreichende Folgen. Diese sind:
1. Einsamkeit: Wenn du eine Mauer um dich herum aufbaust, um andere Menschen fernzuhalten, kannst du dich isoliert und einsam fühlen, selbst wenn du in einer Beziehung bist.
2. Verlust von Vertrauen und Beziehungen: Wenn du anderen nicht vertraust oder dich zu sehr distanzierst, kann deine Beziehung belastet werden oder ganz verloren gehen.
3. Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit: Wenn du eine Mauer aufbaust, um andere fernzuhalten, kann dies die Zusammenarbeit erschweren, insbesondere wenn es darum geht, gemeinsame Ziele zu erreichen.
4. Negative Auswirkungen auf die Gesundheit: Wenn du dich von anderen Menschen distanzierst und isolierst, kann dies zu negativen Auswirkungen auf deine körperliche und psychische Gesundheit führen.
Es ist wichtig, dass du dir bewusst bist, dass zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation entscheidend für dein Wohlbefinden und deine persönliche Entwicklung sind.

Was kann gegen destruktive Kommunikation helfen?

Der erste Schritt ist, dir bewusst zu machen, welche Kommunikationsmauern du selbst anwendest. Hierfür kann es hilfreich sein, eine Art Tagebuch zu führen und deine Gespräche zu reflektieren. Für die Reflexion sind die Schritte der Gewaltfreien Kommunikation eine Hilfestellung. Was ist passiert? Was hast du gehört? Welche Emotionen hast du wahrgenommen? Was hat dir gefehlt?

Diese Selbstreflexion, auch Selbstempathie genannt, kann dir dabei helfen, deine eigenen Muster zu erkennen und zu verstehen, wie du auf dein Gegenüber wirkst. Selbstempathie ist die Basis der Gewaltfreien Kommunikation. Damit lernst du dich und deine Muster immer besser kennen, bekommst Klarheit über deine Emotionen und was du brauchst, also Klarheit über deine Bedürfnisse.

Achtung Falle: Solange du noch im Modus bist, dass die andere Person etwas falsch gemacht hat und sich entschuldigen sollte, ist die Selbstempathie noch nicht abgeschlossen. Statt sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben, solltest du gemeinsam mit deinem Gegenüber nach den Bedürfnissen suchen.

Nach der Selbstempathie kommt die Fremdempathie. Das bedeutet, sich in die Lage des anderen zu versetzen und seine Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen. Also die Fähigkeit aus Kritik oder Verurteilungen die eigentlichen unerfüllten Anliegen des anderen zu entschlüsseln. Hierbei geht es nicht nur um Verständnis, sondern auch um Wertschätzung und Respekt für die Perspektive des anderen.

Wenn du empathisch bist, kannst du dich besser in dein Gegenüber hineinversetzen und seine Sichtweise nachvollziehen. Sobald du dich in deinen Bedürfnissen gesehen hast, wird es dir leichter fallen, gemeinsam Lösungen zu finden, die für beide Seiten akzeptabel sind.

Konfliktfähigkeit ist lernbar!

Die gute Nachricht: Konfliktfähigkeit (ob privat oder beruflich) und das mutige Ansprechen von dem, was dir wichtig erscheint und was du brauchst, ist lernbar! Das Ziel ist, die Verbindung, Nähe und das gegenseitige Verstehen zu fördern, um gemeinsam tragbare Lösungen zu finden.

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