28. Mai 2024 SeminarCoachingPodcastLesezeit: 7 MinutenVon Uschi Kellenberger

Innere Blockaden erkennen und lösen – so geht‘s (Teil 4)

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Nun sind wir schon beim letzten Teil dieser 4-teiligen Serie über innere Blockaden angelangt. Heute zeige ich dir, wie du deine Glaubenssätze erkennen und aufdecken kannst. Es ist durchaus hilfreich zu wissen, was dich wirklich blockiert und warum du dir selbst im Weg stehst.

Mit dem Begriff „Wurzelwölfe“ für Glaubenssätze, die uns blockieren, habe ich das Konzept der Wolfssprache von Marshall B. Rosenberg weiterentwickelt. Dieser Aspekt ist über die Jahre zu meinem Fachgebiet geworden.

Möchtest du dich auf die Spur deiner Wurzelwölfe begeben, so hilft es, dich intensiv mit einem ihrer Auslöser zu beschäftigen, um das damit verbundene Wolfsdenken bewusst zu erfassen. Je besser du dich selbst kennenlernst und je bewusster dir deine blinden Flecken werden, desto mehr kehrst du zu deiner ursprünglichen Kraft zurück. Du kannst selbst also sehr viel dazu beitragen, die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen, indem du anerkennst, wie sehr sich das Problem in dir selbst abspielt und nicht ausserhalb deines Selbst.

Marshall B. Rosenberg wählte den Wolf als Symbol für eine bewertende und lebensentfremdende Sprache. Mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass ein Mensch im Schnitt pro Tag 60‘000 bis 70‘000 Gedanken verfolgt. Die meisten davon sind unbewusst und können folgenschwer negativ sein, denn im Dickicht der unbewussten Gedanken tummeln sich unglaublich viele Wölfe: Es gibt sie also überall in Hülle und Fülle.

Beobachte die Auslöser für deinen Wurzelwolf

Ein neugieriger Blick auf dein Leben kann Klarheit bringen. Vielleicht gibt es Bereiche mit Optimierungsbedarf, in denen dich die Wurzelwölfe daran hindern, dich einem ersehnten Ziel zu nähern. Das kann im sozialen Bereich sein, wenn du zum Beispiel mehr Nähe zulassen möchtest, es aber aus zunächst unerfindlichen Gründen nicht schaffst. Oder du möchtest dich einer sinnstiftenden und befriedigenden Beschäftigung widmen, wobei der letzte entscheidende Schritt nicht gelingen will. Wenn Wurzelwölfe aktiv sind wie: «Die anderen haben halt mehr Glück», «Man kann nicht alles im Leben haben» oder: «Man muss zufrieden sein mit dem, was man hat», kann es dir schwerer fallen, dich für dein Optimum einzusetzen.

Tief in dich hineingeschaut: Welcher Lebensbereich ist es, der für Unzufriedenheit sorgt? Was hindert dich daran, einer erfüllenden und sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, die wertgeschätzt wird? Versteckt sich etwa dahinter ein Wurzelwolf, wenn du zaudernd denkst: «Ich muss froh sein, dass ich etwas habe.» Oder wenn du der Auffassung bist: «Ich bin zu alt, mich nimmt niemand mehr!» Vielleicht ist es auch die Atmosphäre im Team, die belastet und in der du denkst: «Ich darf mich nicht wehren, sonst wird alles noch schlimmer.» Das alles kann sich lähmend auswirken und dich daran hindern, Neues zu entdecken und daran zu wachsen.

Mitunter genügt bereits ein ehrlich gemeintes Kompliment, um einen Wurzelwolf auszulösen. Ist dies der Fall, kannst du nicht mehr angemessen auf das Kompliment reagieren, sondern du zeigst Abwehr. Oder du bist gar versucht, durch Beschwichtigung Distanz zu schaffen. Du darfst dich also fragen: «Welches Kompliment löst regelmässig das grösste Unbehagen in mir aus und warum? Welche Komplimente überhöre ich?»

Wurzelwölfe schlüpfen in viele Verkleidungen. Manchmal erscheinen sie in Form einer Schlussfolgerung: «Nur wenn man fleissig ist, wird man belohnt» oder es heisst: «Weil ich Kinder habe, kann ich keine Karriere machen.» Sie treten auch als Verallgemeinerung auf wie: «Das Leben ist ein Kampf» oder: «Männer können nicht treu sein.» Mitunter erklären sie Zusammenhänge sehr simpel: «Das liegt in unserer Familie.» Oder sie zeigen Grenzen mit solchen Botschaften auf: «Das werde ich nie lernen» oder: «Das klappt sicher nicht.»

Wie du deine Glaubenssätze aufdecken kannst

Wurzelwölfe können enthüllt werden, indem du das Wolfsdenken vertiefst. Denn die äusseren Wölfe («andere beschuldigen») führen zu den inneren Wölfen («sich selbst beschuldigen»), also zu den Wurzelwölfen.

Auch hierfür zwei Beispiele

Äusserer Wolf: «Du bist faul.» ➜Innerer Wolf: «Ich bin es nicht wert, dass man mir hilft.»
Äusserer Wolf: «Das hast du wieder komplett falsch gemacht.» ➜Innerer Wolf: «Ich muss alles selbst machen, sonst wird es nichts.»

Es lohnt sich also, eine achtsame Praxis des Beobachtens eigener Gedankenvorgänge in den Alltag zu integrieren, indem man seine Gedanken kontinuierlich reflektiert. Hier können folgende Fragen weiterhelfen:
➜ Was denke ich über mich? (Wenn mir gerade etwas misslungen ist.)
➜ Was denke ich über andere Menschen? (in einer Konfliktsituation)
➜ Was denke ich über die Welt, über Beziehungen und das andere Geschlecht?
➜ Welche Bezugspersonen gibt es in meinem Leben?
➜ Was haben diese Menschen ausgesagt?
➜ Haben sich deren Aussagen mantramässig immer wiederholt?
(zum Beispiel: «Ich habe kein Geld.»)
➜ Welche Tätigkeiten und Freizeitaktivitäten pflegte meine Familie?
➜ Welche Stellung nahmen das weibliche und das männliche Geschlecht in der Familie jeweils ein?
➜ Welche Entscheidungen und Richtungsänderungen sind getroffen worden und warum?
➜ Welche Erlebnisse haben mich geprägt?
➜ Wiederholen sich bestimmte Situationen in ähnlicher Weise? (Déjà-vu-Erlebnisse)
➜ Wie reagiere ich auf Situationen im Alltag? (mit Rückzug oder Angriff?)
➜ Bin ich bei Unordnung entspannt oder gibt es eine Neigung zur Perfektion?

Deine individuelle Prägung determiniert nicht nur deine Stärken, deine Kreativität und deinen Ideenreichtum, sondern ebenso deine Blockaden. Es ist also sinnvoll, eine Weile genauer hinzuschauen, was dich geprägt hat und welche Gedankenkonstrukte du heute noch mit dir herumträgst. Konstrukte, die dich veranlassen, entsprechend der jeweiligen Prägung zu agieren, und die dein Leben zu dem machen, was es heute darstellt. Wurzelwölfe aufzuspüren kann belastend, ernüchternd, schockierend und durchaus mit Schmerz verbunden sein. Aber es ist ein wichtiger Schritt. Er darf mit Bedacht, Achtsamkeit und Selbstfürsorge verbunden sein und am besten in einem sicheren Rahmen geschehen.

Ich hoffe, du hast viel Nützliches und Erhellendes erfahren. Wenn du Lust hast, dich in einem sicheren Rahmen um deine Wurzelwölfe zu kümmern, dann freue ich mich auf deine Teilnahme an einem Seminar bei mir in der Empathie-Werkstatt. Du kannst dich aber auch mit dem Buch „Konfliktklärung durch empathische Wurzelwolf®-Konfrontation“ beschäftigen und herausfinden, wie du deinen Wurzelwölfen empathisch begegnest. Das Buch gibt es hier im Shop

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