03. November 2025 SeminarCoachingPodcastLesezeit: 7 MinutenVon Uschi Kellenberger

Wie du GFK im Alltag anwendest – und Hindernisse überwindest

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Falls du schon einmal in einem GFK-Grundlagenseminar warst, kommt dir das bestimmt bekannt vor: Nach einem GFK-Seminar kehrst du mit leuchtenden Augen zurück in deinen Alltag. Etwas hat sich geöffnet, etwas wurde berührt. Du hast erlebt, wie wohltuend echte Verbindung sein kann – zu sich selbst und zu anderen.

In meinen Seminaren höre ich oft in der Schlussrunde, dass die Teilnehmenden Nähe und Verbindung erlebt haben, mit „fremden“ Menschen, die sie erst gestern hier im Seminar kennengelernt haben. Sie haben vielleicht zum ersten Mal gespürt, wie kraftvoll es ist, wenn Worte nicht trennen, sondern Brücken bauen. Die Sehnsucht, das in den Alltag zu bringen, ist gross.

Wie kann die Anwendung der GFK im persönlichen Umfeld klappen?

Du kommst also frisch aus einem zweitägigen GFK-Seminar – innerlich inspiriert, voller guter Vorsätze und mit dem festen Plan, ab sofort achtsamer, klarer und empathischer zu kommunizieren. Doch dann kommt der Montagmorgen. Oder das Familienessen. Die Welt draussen hat sich nicht verändert. Und was im Seminar so klar und leicht schien, ist nun mühsam oder sogar fehl am Platz an. Du sprichst anders, wählst deine Worte mit Bedacht, weil du gelernt hast, wie wichtig die Sprache ist – aber keiner hört anders zu. Willkommen zurück im Alltag! Nun prallen deine neu gewonnenen GFK-Impulse auf die altvertrauten Kommunikationsmuster deines Umfelds. Und du hast den Eindruck, ein Pinguin in der Wüste zu sein anstatt, wie du dir vorgenommen hast, zur Giraffe zu mutieren.
Innerlich beginnt’s also zu ruckeln: Du willst respektvoll bleiben, ehrlich ausdrücken, was in dir vorgeht, und gleichzeitig dem anderen empathisch zuhören. All das, was im Seminar so super geklappt hat und dir stimmig vorkam. Aber schon beim ersten Versuch, anders als sonst zu sprechen, fragst du dich: „Klinge ich jetzt wie ein Kommunikations-Guru oder bloss seltsam?“ Vielleicht rutschst du reflexartig doch wieder ins gewohnte „du hast aber…!“, einfach weil’s schneller geht oder weniger Mut braucht. Und das ist völlig normal. Veränderungen brauchen Zeit, und zwei Tage sind ein Anfang, aber eben noch kein neues Betriebssystem.
Und dann ist da noch dein Umfeld – sagen wir mal so: Es könnte sein, dass die meisten Menschen nicht gerade begeistert sind, wenn du plötzlich beginnst, Gefühle und Bedürfnisse in Worte zu fassen. Da kann’s schon mal vorkommen, dass du Sätze hörst wie: „Was ist mit dir los – warst du in einem Esoterik-Kurs?“ Oder es wird einfach geschwiegen, mit hochgezogener Augenbraue. Dein Versuch, auf Augenhöhe zu kommunizieren, wird vielleicht als seltsam, übertrieben oder sogar manipulativ wahrgenommen – besonders wenn die Haltung dahinter (GFK ist ja eine Haltung) noch nicht ganz verankert ist. Kurz: Deine neue Art zu sprechen passt (noch) nicht ganz ins gewohnte System – und das erzeugt Reibung.
Auch wenn das Umfeld (noch) nicht GFK spricht, kannst du entscheiden, wie du kommunizierst. GFK wirkt bereits, wenn eine Person im Gespräch damit beginnt. Du kannst also Vorbild sein – ohne missionieren zu wollen.

« Dein Versuch, auf Augenhöhe zu kommunizieren, wird vielleicht als seltsam, übertrieben oder sogar manipulativ wahrgenommen – besonders wenn die Haltung dahinter (GFK ist ja eine Haltung) noch nicht ganz verankert ist. Kurz: Deine neue Art zu sprechen passt (noch) nicht ganz ins gewohnte System – und das erzeugt Reibung. »

Uschi Kellenberger

Was tun, wenn alte Muster wieder die Macht übernehmen?

Diese Erlebnisse können erst mal zutiefst verunsichern und verwirren. Und es ist verständlich, wenn du dich in dieser Situation fragst: Bringt das überhaupt etwas, wenn ich die Einzige bin, die so spricht? Die Gefahr ist gross, dass man sich wieder anpasst – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil man dazugehören möchte. Weil es anstrengend ist, alleine gegen alte Gewohnheiten zu schwimmen. Weil man plötzlich zweifelt: War das wirklich authentisch? Oder nur schön gedacht? Oft entsteht der Gedanke, sich rechtfertigen zu müssen – für die eigenen Gefühle, für den Wunsch nach mehr Verständnis, für das Bemühen um Verbindung. Und irgendwann kippt es. Der Wunsch, empathisch zu sein, wird überlagert vom Wunsch, einfach wieder „mitreden zu können“. Alte Muster schleichen sich zurück. Und mit ihnen auch der innere Abstand zu sich selbst.
Das kann traurig machen. Oder frustriert. Denn etwas, das sich so wohlig und stimmig angefühlt hat, scheint im Alltag nicht zu passen. Und je häufiger diese Erfahrung gemacht wird, desto grösser wird die Versuchung, GFK als schöne Idee wieder zur Seite zu legen – obwohl man tief im Innern weiss, dass genau darin etwas sehr Wertvolles liegt.
Jedoch, so schön die GFK-Idee auch ist: Der Alltag ist kein geschützter und behüteter Übungsraum mit Flipchart, sondern ein wildes Durcheinander von Emotionen, alten Rollenmustern, Reiz-Reaktions-Ketten und kleinen (oder grösseren) Triggern. Du willst vielleicht gerade empathisch zuhören, aber dein Nervensystem hat sich schon auf „Verteidigung“ geschaltet. Du möchtest deine Gefühle und Bedürfnisse aussprechen, aber dein inneres Kind hat das Megafon in der Hand und schreit: „Warum hört mir eigentlich nie jemand zu?!“
Alte Muster schleichen sich nicht einfach ein – sie sprinten geradezu zurück ins Rampenlicht, wenn’s stressig wird. Warum? Weil sie tief in unserem emotionalen Gedächtnis abgespeichert sind. In Momenten, in denen wir uns verletzt, genervt oder gestresst fühlen, greift das System auf das zurück, was es kennt – nicht auf das, was du in einem inspirierenden Seminar gelernt hast. Und mal ehrlich: Wenn du dich nach Nähe und Verbindung sehnst, aber stattdessen Schweigen, Abwehr oder sogar Spott erntest, ist das… frustrierend.

Empathisch zu leben heisst nicht, immer verstanden zu werden

Diese Frustration kommt aus einem sehr menschlichen Kern: dem tiefen Wunsch, gehört und gesehen zu werden und in Verbindung zu sein. Und wenn dieser Wunsch auf Ablehnung oder Unverständnis trifft, fühlt sich das schnell an wie: „Ich kann mich noch so sehr anstrengen und trotzdem klappt’s nicht.“ Genau jetzt ist der Moment, in dem tief verankerte Glaubenssätze laut werden. Sätze wie: „Mit mir stimmt etwas nicht.“, „Ich bin nicht wichtig.“ oder „Ich darf meine Bedürfnisse nicht zeigen.“ schleichen sich unbemerkt ins Denken – wie alte Bekannte, die sich an den Küchentisch setzen, ohne gefragt zu werden. Sie stammen meist aus früheren Erfahrungen, in denen Verbindung nicht sicher oder bedingungslos war. Wenn deine empathischen Versuche im Aussen nicht erwidert werden, bestätigt das unbewusst diese alten Überzeugungen – auch wenn du rational längst weisst, dass sie nicht (mehr) stimmen. Und genau deshalb schmerzt es so sehr: Nicht, weil du etwas falsch machst, sondern weil da ein altes Kapitel innerlich wieder aufklappt. Das kann richtig weh tun. Vor allem, wenn du gerade besonders offen, verletzlich und wohlwollend unterwegs bist.
Nochmal: Empathisch zu leben heisst nicht, immer verstanden zu werden. Es heisst, dran zu bleiben – auch wenn der Lohn nicht sofort kommt. Es heisst, deine Haltung immer wieder neu auszurichten, auch wenn die Welt um dich herum noch in alten Bahnen denkt. Und es heisst, dich selbst mit derselben Empathie zu begleiten, die du so grosszügig anderen schenken willst. Aus dem Grund erhalten alle die bei mir im Modul 1 sind die 30-Tage-Selbstempathie-Challenge. Vielleicht ist das die tiefste Übung überhaupt: sich selbst nicht zu verurteilen, wenn’s mal wieder nicht so klappt wie geplant. Sondern kurz durchatmen, mit sich selbst empathisch sein – und den nächsten Schritt gehen.

Empathische Kommunikation braucht Zeit, Übung – und Gleichgesinnte

Dranzubleiben ist vielleicht das Schwierigste – und gleichzeitig das Wertvollste – auf dem Weg mit der GFK. Denn Veränderung passiert nicht durch Verstehen allein, sondern durch Üben, Stolpern, Reflektieren und nochmal Üben. Und das geht leichter, wenn du nicht allein auf weiter Flur unterwegs bist, sondern in Gemeinschaft mit Menschen, die den gleichen Weg gehen. Menschen, die auch mal nach einem Gespräch sagen: „Uff, das war jetzt nicht sehr GFK, aber ich habe mein Bestes gegeben.“ – und du weisst: Ich bin nicht komisch. Ich bin einfach in Entwicklung.
Aus meiner Sicht beginnt hier genau das Wachstum. Denn obwohl anfangs vieles holprig anmutet, legst du mit deinen neuen Impulsen kleine Samen. Vielleicht fragt sich dein Gegenüber nicht sofort: „Wie kann ich achtsamer kommunizieren?“, aber innerlich beginnt etwas zu wirken. Und du selbst wirst klarer, authentischer und gleichzeitig verbindlicher. Du setzt Grenzen ohne Vorwurf, formulierst Bedürfnisse ohne Drama, Strafschweigen oder cholerischen Anfall – und genau das kann längerfristig Beziehungen vertiefen. Mit etwas Geduld, Humor und einem offenen Herzen kann aus dem seltsamen Pinguin in der Wüste irgendwann eine Giraffe werden, welche andere inspiriert, sich ebenfalls auf den Weg zu machen – Schritt für Schritt. Gerade in dieser Übergangszeit – wenn GFK-Begeisterung auf Widerstand trifft – ist es so wichtig, nicht allein zu bleiben. Der Weg, GFK wirklich in den Alltag zu integrieren, braucht mehr als ein Seminar: Er braucht Begegnung, Wiederholung, Unterstützung. Und er braucht Räume, in denen man so sprechen und sich ausprobieren darf.
Denn GFK ist keine Technik, die sich über andere stülpen lässt. Es ist ein innerer Prozess, ein Wachstum. Und dieses Wachstum braucht Zeit – aber vor allem Nähe: zu sich selbst und zu anderen, die diesen Weg auch gehen. In einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten fällt es leichter, dranzubleiben. Man erinnert sich gegenseitig, warum es sich lohnt, aufrichtig und empathisch zu sein – auch wenn es im Aussen anders klingt. Man übt, man reflektiert, man lacht gemeinsam über holprige Versuche. Und mit der Zeit wächst etwas in dir: ein inneres Standing, eine ruhige Sicherheit, dass du mit dir verbunden bist – ganz unabhängig davon, wie andere sprechen.

GFK ist wie eine neue Sprache

Stell dir vor, du möchtest eine neue Sprache lernen – sagen wir Spanisch. Du würdest ja auch nicht zu jemandem gehen, der sagt: „Spanisch lernen – was soll das bringen?“ Oder dich regelmässig mit Leuten treffen, die über deine neu errungenen Spanischkenntnisse die Augen verdrehen. Nein – du suchst dir jemanden, der die Sprache spricht, vielleicht eine kleine Lerngruppe, hörst Podcasts, schaust Filme in Originalsprache und übst Vokabeln im Alltag. Warum? Weil du weisst: Sprache lernt man nicht im Kopf, sondern durchs Tun – im Austausch, im Erleben, im Ausprobieren, im Fehler machen. Und weil’s viel mehr Freude macht, wenn jemand deinen ersten vollständigen Satz hört und begeistert sagt: „Wow – das war schon richtig flüssig!“
Genauso ist es mit empathischer Kommunikation. Sie ist wie eine neue Sprache – eine, die Nähe schafft statt Distanz. Und je öfter du sie sprichst, desto mehr wird sie Teil von dir. Wenn du dich mit Menschen verbindest, die auch üben, die auch auf diesem Weg sind, entsteht ein Raum, in dem Fehler willkommen sind, Entwicklung sichtbar wird und Verbindung wirklich gelebt werden kann. Dann wächst das Vertrauen in dir, auch mal grammatikalisch (oder emotional) holprig zu sein – weil du weisst: Hier darf ich so reden und sein, wie ich es gerade kann. Und genau dieser Rahmen hilft dir, dranzubleiben. Nicht, weil du perfekt werden musst – sondern weil du dich immer wieder daran erinnerst, warum du überhaupt losgegangen bist: Weil du Beziehung leben willst, nicht nur oberflächlich, sondern echt. Und weil du tief in dir spürst – es lohnt sich. Immer wieder.
GFK konsequent allein anzuwenden, braucht einiges an Standing – und Durchhaltewillen. Ich war zutiefst dankbar für meine Lernpartnerschaften, die mir unterwegs begegnet sind. Einige davon sind über die Zeit zu meiner Wahlfamilie geworden. Mit Gleichgesinnten zu üben, sich verletzlich zu zeigen – also wirklich Gefühle und Bedürfnisse zu benennen – und damit einfach konsequent angenommen zu sein, hat mir den Mut gegeben, das in die Welt zu tragen. Und nicht nur einmal. Immer wieder. Meine tiefe Überzeugung: Eine unterstützende Umgebung ist keine nette Zugabe – sie ist oft der Schlüssel.
Dann brauchst du niemanden zu überzeugen. Du musst nicht missionieren. Du bist einfach da, präsent, ehrlich und mitfühlend. Und manchmal – ganz still – verändert sich dadurch auch dein Umfeld. Nicht weil du es willst, sondern weil du es lebst.
Und irgendwann – ganz leise, fast unbemerkt – beginnt sich dein Umfeld auf dich einzuschwingen. Der Widerstand lässt nach, die Skepsis weicht echtem Interesse, und die ersten fangen an, dich nicht nur zu verstehen, sondern deine Art zu schätzen. Vielleicht sagen sie’s nicht direkt, aber innerlich atmen sie auf: „Zum Glück bist du drangeblieben.“ Denn was du vorgelebt hast, wird auf einmal zur Einladung – für mehr Verbindung, mehr Echtheit und ein Miteinander, das einfach guttut.

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