01. Dezember 2023 Seminar

Wie zeigt sich gewaltvolle Kommunikation?

Wenn ich in einem Gespräch erwähne, was ich beruflich mache, werde ich immer wieder gefragt: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen gewaltvoller und gewaltfreier Kommunikation? Wie sieht denn gewaltvolle Kommunikation aus? Kommen in deine Seminare sehr wütende Menschen?
Ich möchte hier gleich ein Zitat von dem Gründer der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) anbringen: „Man erkennt an den Worten nicht, ob jemand GFK spricht“.
Das bedeutet, dass die GFK – neben der Methode – eher eine Haltung ist, die uns auf unserem Lebensweg unterstützen kann.
In der Regel fallen Menschen, die nicht mit Gewaltfreier Kommunikation unterwegs sind, durch folgende Verhaltensweisen auf:

1. Anderen die Schuld geben für das eigene Befinden
Für Menschen, die keine GFK gelernt haben, sind Gefühle unerwünscht und gar ein Störfaktor. Den Umgang mit den eigenen Emotionen, sie einzuordnen und zu regulieren, haben sie in der Regel nicht gelernt. Was ihnen hingegen vermittelt wurde, ist, dass die Ursache für die eigenen Gefühle im Aussen und in der Art, wie man von anderen behandelt wird, zu suchen ist. „Du bist schuld, dass ich jetzt wütend bin.“ Oder „Weil du mich so behandelst, geht es mir schlecht“. Die Verantwortung für das eigene Befinden wird abgelehnt.

2. Alles persönlich nehmen
Menschen, die keine GFK gelernt haben, beziehen das, was andere sagen oder wie sie sich verhalten, auf sich. Auch dann, wenn gar keine schlechte Absicht dahinterstand. Es wird ständig zwischen den Zeilen gelesen, um die Befürchtung zu bestätigen, dass da doch negative Absichten waren. Solche Menschen interpretieren Ereignisse oder Aussagen grundsätzlich als direkten Angriff oder Verurteilung gegen die eigene Person. Sie sind schnell beleidigt oder verletzt. Manche von ihnen ziehen sich dann zurück und brechen die Beziehung ab. Andere reagieren mit einem Wutausbruch, verstricken sich in handfeste Konflikte und die Fronten verhärten sich. Auch hier kann die Folge ein Beziehungsabbruch sein. Menschen, die alles persönlich nehmen, haben oft ein geringes Selbstwertgefühl und lassen sich schnell von negativen Gedanken über sich selbst überwältigen. Ihr Dauergrübeln kann zu Selbstzweifeln führen, schlaflose Nächte bereiten oder in einer grossen Erschöpfung enden.

3. Rechtfertigung und Verteidigung
Menschen, die keine GFK gelernt haben und alles persönlich nehmen, werden sich in einem Gespräch verteidigen und ihr Verhalten rechtfertigen. Dies ist ein Muster, das die Qualität des Miteinanders beeinträchtigt und mühsam macht. Mit einer Rechtfertigung wie „Ich musste das tun, weil…“ schieben sie die Verantwortung von sich. Der Grund: sie interpretieren, dass etwas, was sie sagen oder tun, in Frage gestellt wird. Dahinter steckt die Intention, das Gesicht zu wahren, gut dazustehen, denn (vermeintliche) Kritik ist eine Bedrohung für das Selbstwertgefühl. Die Angst vor Ablehnung schwingt mit und sie möchten sich für ihre Überzeugung einsetzen und diese verteidigen. Wenn Menschen sich rechtfertigen, ist da oft auch eine Angst vor negativen Konsequenzen jeglicher Art, sei es beruflich oder persönlich. Es gibt eine grosse Unsicherheit: „Was passiert, wenn ich mich nicht verteidige?“
Wenn eine Person nur mit Rechtfertigen beschäftigt ist, ist sie meist weniger bereit zu reflektieren, ob die eigenen Handlungen und Aussagen angemessen sind. Besser wäre es, einfach mal innezuhalten und zu versuchen, die Aussage der anderen Person zu verstehen. In einer Kommunikation des Rechtfertigens und Verteidigens sinkt beim Gegenüber die Bereitschaft, offen zu zuhören. Der Frust in solchen Gesprächen bedeutet auf Dauer emotionalen Stress für den Körper, da Gefühle nicht reguliert werden. Es gibt keine Ausgeglichenheit, Gelassenheit und Belastbarkeit. Solche Stimmungsschwankungen machen unzufrieden und werfen aus der Bahn. Das zeigt sich daran, dass selbst Kleinigkeiten zu Herausforderungen werden.

4. Recht behalten wollen
Menschen, die keine GFK gelernt haben, fehlt in der Regel der Weitblick und die Offenheit für die Ansichten und Perspektiven des Gesprächspartners. Die eigene Position ist die einzig richtige. So wird mit allen Argumenten darauf hingearbeitet, die Mitmenschen zu überzeugen und umzustimmen. Ständig darauf zu bestehen, recht zu haben, führt in Gesprächen zu Spannungen und Unwohlsein der Beteiligten. Es besteht die Gefahr, dass es einseitig wird, dass der andere irgendwann „aufgibt“. Jedoch: Gehört und verstanden zu werden ist ein wichtiger Faktor in der Kommunikation, wenn sie gelingen soll.
Vor allem in Teams beeinträchtigt eine unausgeglichene Kommunikation die Dynamik und Motivation der Teammitglieder. Was das zur Folge hat, kann man sich gut ausmalen. Immer Recht behalten zu wollen, wird als dominant und belastend empfunden, da die Meinungen oder Perspektiven der anderen nicht berücksichtigt oder abgeschmettert werden. Das führt zu Vertrauensverlust und schliesslich Kontaktverlust, da das Verhältnis nicht ausgewogen ist. Marshall Rosenberg sagte: „Willst du Recht haben oder glücklich sein, beides geht nicht.“

5. Elefantengedächtnis
Menschen, die keine GFK gelernt haben, haben Mühe damit, über Unstimmigkeit oder erlebte Konflikte hinwegzukommen. Sie sind nachtragend und neigen dazu, vergangene Verletzungen nicht leicht zu verzeihen. Weder sich selbst noch anderen. Es fehlt ihnen die Fähigkeit, intelligent und konstruktiv mit den eigenen und den Fehlern der anderen umzugehen. Sie distanzieren sich, die Beziehung leidet unter dieser Abkühlung oder gar unter Rache und Vergeltungsmassnahmen. Solche Menschen beharren auf Gerechtigkeit. Sie werden misstrauisch, ob der andere sie nicht doch absichtlich verletzt hat. Enttäuschungen werden in Konflikten an geeigneter Stelle wieder als Argument hervorgeholt. Natürlich ist in einer solchen Atmosphäre nicht daran zu denken, dass diese Menschen loslassen und zur Ruhe kommen. Ihnen fällt es schwer, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, da Vergangenes immer wieder in den Vordergrund gerückt wird.

Alle diese fünf Punkte führen in einen Teufelskreis. Wenn du alles persönlich nimmst und interpretierst, dass du angegriffen wirst, dann wirst du dich sofort rechtfertigen und verteidigen. Da beisst sich die Katze permanent in den Schwanz.

Wenn du aber Gewaltfreie Kommunikation erlernt hast, kannst du deine Gefühle wahrnehmen und regulieren. Du weisst, dass deine Bedürfnisse die Ursache für deine Gefühle sind. Du kannst Auslöser wahrnehmen und zuordnen und Zusammenhänge und Muster identifizieren. Du verstehst dein eigenes Fühlen und dadurch kannst du dich in andere Menschen hineinversetzen. Du lernst, gut für dich und deine Bedürfnisse zu sorgen und passende Strategien zu finden, um kraftvoll und gelassen allen Stürmen des Alltags entgegenzutreten. Du bekommst eine gewisse Resilienz. Du lernst, Schwierigkeiten, Unstimmigkeiten oder Konflikte zu bearbeiten und darüber hinwegzukommen oder, wenn eine Bearbeitung nicht möglich ist, in Frieden damit zu kommen.

Insgesamt trägt die Haltung der GFK dazu bei, ein erfülltes und ausgewogenes Leben zu führen. Es ermöglicht dir, Herausforderungen besser zu bewältigen, unterstützt deine mentale Gesundheit und stärkt deine Beziehungen zu anderen. Es fördert also das allgemeine Wohlbefinden und hat zahlreiche positive Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche. Marshall Rosenberg sagte: „Weniger dumm werden.“

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